„Hechtwagen“ – die ersten Einheits-Schnellzugwagen der Deutschen Reichseisenbahnen

Die am 1. April 1920 gegründete Deutsche Reichseisenbahnen erbte von den verschiedenen Länderbahnen, aus denen sie hervorgegangen war, eine Vielzahl von Reisezugwagen verschiedenster Bauarten. Diese während des Ersten Weltkriegs meist vernachlässigten Wagen waren in einem schlechten Zustand, die Abgabe vieler Wagen modernster Bauart an die Siegermächte sorgte für einen weiteren Aderlass. Diesem begegneten die Deutsche Reichseisenbahnen mit der Weiterbeschaffung von bewährten Länderbahn-Reisezugwagen. Gleichzeitig wurde aber auch mit der Entwicklung neuer Einheitsbauarten nach modernen Gesichtspunkten begonnen.

Die ersten Einheits-Schnellzugwagen besaßen alle – unabhängig von der Wagenklasse – einheitliche Wagenkästen mit verjüngenden Enden aus genormten Walzeisen und Blechen mit einer LüP von 20.610 mm und einem Drehzapfenabstand von 13.180 mm. Diese liefen auf amerikanischen Drehgestellen („Schwanenhalsdrehgestell“) und wurden als „Eiserne Bauart“ bezeichnet. Die Dächer wurden als hölzernes Tonnendach ausgeführt, bei den ersten Wagen (C4ü-21, C4ü-21a) waren diese noch als gerade durchlaufendes Rammdach ausgebildet, alle späteren Bauserien erhielten dann das typische schräg nach oben laufende Dach, dass der Bauart auf Grund der Form den Namen „Hechtwagen“ verlieh.

Von 1921-1923 wurden insgesamt 172 Reisezug-, 33 Schlaf- und 10 und Gepäckwagen beschafft, wobei sich die Auslieferung von den in westdeutschen Waggonfabriken auf Grund der Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen teilweise bis Anfang 1924 verzögerte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten zahlreiche „Hechtwagen“ als Kriegsverlust abgeschrieben werden. Zur DB gelangten noch 94, zur DR 24 Reisezugwagen „eiserner Bauart“. Die DB modernisierte in den fünfziger Jahre ihre Wagen. Die Abteile wurden mit neuen Polstersitzen ausgestattet sowie größtenteils mit elektrischer Heizung versehen. Die gemischtklassigen AB-Wagen wurden 1958 zu reinen 2.-Klasse-Wagen umgebaut, einige wenige zu Gesellschaftswagen umgestaltet. Nachdem die Zahl der 26,4-m-Neubauwagen bei der DB Anfang der sechziger Jahre immer größer wurde, wanderten die „Hechtwagen“ in den Eilzugdienst ab. Gleichzeitig begannen die planmäßigen Ausmusterungen. Der letzte von ihnen schied im Juli 1970 aus. Viele „Hechte“ wurden nach ihrer Ausmusterung zu Bauzug- und Bahndienstwagen umgebaut und blieben so noch viele Jahre erhalten.

Neun der bei der DR verbliebenen 24 „Hechtwagen“ fanden 1964/65 Eingang in das Modernisierungsprogramm der DR, die restlichen 15 Wagen blieben unverändert im Einsatz. Die letzten von ihnen schieden im April 1972 aus.

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Letzte Kommentare

  • Ronny

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    Bewährt haben sich die Loks am Anfang überhaupt nicht. Die Trockentransformatoren machten Ärger, ebenso die Hauptschalter. Besonders störanfällig waren auch die Fahrmotoren, die hier Verwendung fanden. Es gab ständig Steuerkabelbrüche und eben auch Trafo-Überschläge. Es war die letzte Lok jener Zeit, die mit Trockentransformatoren ausgeliefert wurde! Es wurde auch an den Bürsten der Motoren umgebaut, da es immer wieder zu starken Bürstenfeuer kam. Auch gab es im Winter oder bei Regen öfters Überschläge am Hauptschalter. Besonders unzuverlässig sind die bei der DR verbliebenen E 17 123 und 124 zu erwähnen. Deren Wiederinbetriebnahme mehr Geld gekostet hat, als die Lok neu gekostet hat! Dies war auch der Grund, die beiden Prestigeprojekt schnellsten mit dem Erscheinen der E 11 zu verschrotten. Bei der DR ließ man auch die Lüftergitter so wie sie im Original ausgebildet waren! Bei der DB wurden die Anzahl der Lüftergitter verdoppelt. Insgesamt betrachtet war die E 17, genauso wie ihre Vorgänger-Bauart E 21 ein nicht ganz so gelungener Wurf. Auch wurde bei der DB die geplante Modernisierung nur noch teilweise ausgeführt.

  • Michael Bonne

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    Hallo
    Mal eine frage, ich habe mir eine Tillig BR215 074-6 in Ozean blau / Elfenbein zugelegt und möchte gerne wissen ob an der Lok Abgashutzen angebaut waren, wenn ja wie waren die Hutzen angeordnet es gibt am dach viel löcher. eine weitere frage betrift den Kraftstofftank. Tillig hat zwei typen im programm ein mit Druckluftbehälter und einmal Ohne. auf Fotografien in netz ist nicht klar zu erkennen welcher type richtig ist. im anhang zwei bilder zur Lok

    Mit freundliche grüsse
    Michael Bonne

  • Norbert L'habitant

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    Die Kamine bei den S3/6-Loks sind eine Wissenschaft für sich. Die Nachfolgeserien d und e erhielten den Kamin mit Krone – die Serie f wieder den geraden Kamin. Das Modell hat scheinbar weiße Loknummern. Zu dieser Zeit waren aber die Messingschilder üblich.

  • epoche iii

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    Servus,

    mit all euren Beiträgen hier und in eurem Neuheitenteil im EK entsteht ein immer runderes Bild!

    Danke sagt Ludwig

  • sjaak

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    Schönes bekanntes Gebiet aus den Werner-Filmen.